Wie schon erwähnt, entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorteilhafte Preßgeräte. Das Baujahr, das auf jeder Presse aufscheint, bietet zuverlässige Anhaltspunkte für Vergleiche der Typenentwicklung. Viele Pressen wurden mit Farbe, Bild und Wort verzierte. Je nach Auftrag, Holzart (Eichen-, Eschen- oder Birnbaumholz) und handwerklichem Talent der Zimmerer erhielten sie ein mehr oder weniger künstlerisches Aussehen. Nicht nur die Malzier- und Stanztechnik, sondern auch die Schnitzerei wurde mannigfaltig angewendet. Die Motive und die Themen waren zahlreich, ihr Inhalt teils religiös, teils weltlich. Die häufig vorkommenden christlichen Symbole, Lobpreisungen und gereimten Bitten sind Beweise religiöser Einstellung. Neben dem Christus-Monogramm, dem Namen der Gottesmutter, den beliebten Rosetten und Sonnensymbolen waren viele Mostpressen mit einfallsreichen Sprüchen verziert. Diese Pressen, die daneben auch Besitzer- und Herstellernamen aufweisen, gehören, wie Werner Galler im Buch "Unsere alten Bauernhöfe" schreibt, zu den "höchsten Ausformungen niederösterreichischer Volkskunst und sind wahrhafte Sinnbilder des Mostviertels".
Es gibt wenig bäuerliche Gebrauchsgegenstände, welche eine aussagekräftigere Gestaltung haben als die Mostpressen. Die Schrift kann entweder reliefartig herausgehoben oder aber in den Holzgrund eingekerbt sein. So weist der 6,5 Meter lange Druckbaum der Zwangpresse vom Katzwimmer in Haidershofen, datiert 1858, nunmehr im Mostviertelmuseum in Haag, folgende Bitten auf:
"0 Gott, segne die Wälder und die Bäum und alle im ganzen Haus zugleich damit sich ein jedes freue, wenn ich guten Most erzeuge."
"An Gottes Segen ist alles gelegen - o Gott, wenn du kein Most nicht schickst, so nützt uns Faß und Presse nichts."
"Wenn Gott füllt die Bäume an - in Gottes Namen nütz mich dann, ich bin ja gemacht recht fein. und laß keinen Tropfen drei´"
Daniel und Josefa Stöffelbauer
Sehr oft begegnet man auch dem Hymnus: "Gelobt sei- der Name Jesus und der Name Maria." Weltliche Reimsprüche künden von edlem Getränk und warnen gleichzeitig vor eventuell folgenden Auswirkungen. Dies ist auf der Kettenpresse von Walter Halbmayr, Brandstatt, Meilersdorf, aus dem Jahre 1879 folgendermaßen festgehalten: "Sehr köstlich ist der Birn- und Apfelsaft, den diese Presse rein und edel macht, doch hüte dich vor viel Getränk, sonst wird dir Leben und der Weg zu eng!" Auf dem Mittelteil der Zwangpresse bei Dorfmayr in St. Peter in der Au, datiert 1872, hat sich der Zimmerer mit folgendem Spruch verewigt: "Im Jahr 1872 verfertigt von Josef Steinbichler bin ich genannt, der Himmel ist unser Vaterland, die Erde unser Wohnungskreis für diese Lebenszeit."