Unsere gebräuchlichsten alten Mostpressen wurden aus bodenständigen Gehölzen gezimmert. Gewöhnlich arbeiteten mehrere Zimmerleute einige Wochen an der Herstellung einer neuen Druckbaumpresse. Es war dies keine Werkstattarbeit, sondern eine Tätigkeit auf dem Hof des Auftraggebers (Störarbeit). Dies findet seine Bestätigung durch den folgenden Text auf der Zwangpresse von Josef und Maria Zehethofer, Baujahr 1856:
"Es lebe der Hausherr und die Hausfrau. Sie lohnten uns treu und wier auch zufrieden dabey. Es lebe der Meister Hoch in Ehren und wier Gesellen loben Ihn gern."
Die mechanischen Typen wie die Kettenpresse, die in den Bezirken Amstetten, Haag und St. Peter/Au zahlreich verbreitet waren, sind vereinzelt noch heute in Gebrauch. Die stattlichen Mostpressen hatten Längen von vier bis sieben Metern und standen durchwegs samt dem Mahlgerät, der Obstreibe oder der Obstmühle, im Preßhaus oder in der "Rei(b)m", wie im Mostviertel gesagt wird.
Im Flachland gab es selten ein spezielles Preßhaus (Kellerstöckl); meist beherbergte ein eigener Raum innerhalb des Wirtschaftsgebäudes alle Geräte zum Mostmachen. Dagegen sind im Bergland bei älteren Gehöften freistehende Preßgebäude anzutreffen, wobei die Hanglage für den Keller ausgenützt wird. Bei Kleinhäuslern mit geringem Obstanfall stand oft die Presse - gewöhnlich nur eine Einspindelpresse - an der Außenseite des Hauses.
Gute Mostjahre waren insofern von großer Bedeutung, als aus den Erträgnissen der Mostwirtschaft zusätzlich sehr viel investiert werden konnte, wie Gewährsleute aus unserer Gegend zu erzählen wissen. In guten Obstjahren übertraf diese Wirtschaftssparte den Ertrag einer durchschnittlichen Getreideernte. Durch den erhöhten Mostabsatz profitierten auch andere Wirtschaftszweige. Von den Berufsgruppen, die an der florierenden Mostwirtschaft beteiligt waren, sind es die Zimmerleute, die sich mit den von ihnen gestalteten Mostpressen geradezu Denkmäler setzten. Die zehn verschiedenartigen Pressen im Mostviertelmuseum in Haag geben bestes Zeugnis vom kunsthandwerklichen Können der Zimmerer.
Die Bindereien erlebten ebenfalls einen Aufschwung, da die Nachfrage nach größeren Gebinden reger wurde. So lieferten ortsansässige Bindereien allein für einen Bauern (Samhub in Haag) in den Jahren 1921 und 1922 zehn Fässer zu je hundert Eimern. Inzwischen dienen diese Großbehälter nur mehr als museale Sehenswürdigkeiten. Auch das Steinmetzgewerbe konnte sich in vielen Belangen entfalten. Denn die Herstellung der großen Obstreiben aus Granit mit dem schweren Walzenstein ("Walzl", ''Rei(b)mstein") und dem kreisförmigen "Nuasch" oder die Obstmühlen (Birnmühle), deren Mühlsteine ebenfalls aus Granit gearbeitet waren, brachten in der damaligen Zeit für diese Berufsgruppe zahlreiche Aufträge. Allgemein war das Mostpressen, teils bis zur Zwischenkriegszeit, eine sehr zeitaufwendige und mühevolle Arbeit, wozu gar viele Abend- und Nachtstunden herhalten mußten. Besonders mühselig war in früheren Zeiten das "Obststößeln" in Stein- oder Holztrögen, in den sogenannten "Stoßgrandern". Das Aufkommen der wuchtigen Obstreiben, deren Walzenstein mit einem Tier - meist mit einem Pferd, daher der Name "Roßwalzl" -, in Gang gesetzt wurde, brachte beim Zerquetschen des Obstes eine Arbeitserleichterung.
Bei den vielen Kleinbetrieben trat an die Stelle des Stoßgranders die raumsparende Obstmühle (Birnmühle) mit Handkurbel. Das händische Zermalmen des Obstes mit dieser Maschine war wahrlich schweißtreibend, was diesem Gerät' den Beinamen "Leutschindermaschin" einbrachte. Eine spürbare Verbesserung brachten die Schabermühlen mit Motorantrieb. Das Obstmahlen geht seither wesentlich schneller und angenehmer vor sich und bringt darüber hinaus eine ergiebigere Saftausbeute. Die alten hölzernen Pressen sind in folgende drei Typen zu gliedern: Baumpresse, Zwangpresse und Spindelpresse. Jede dieser Arten hat im Laufe der Jahrhunderte deutliche Entwicklungsphasen aufzuweisen, zum Beispiel die Baumpresse, die sich zu den verschiedenen Formen wie Stein-, Reiter-, Ketten- und Leiterpresse ausbildete. Der Preßbaum wirkt als Hebel und übt durch das Beschweren mit einem großen Stein, der oft über 1000 Kilo schwer ist, den Druck auf die Maische aus. Preßformen ähnlicher Art kannten bereits die Ägypter. Anstatt der Gewichtsbelastung wandte man später bei der Baumpresse die Schraubentechnik an, die sich dadurch zur Zwangpresse entwickelte. Bei dieser Art wird der Preßbaum (auch "Reiter" genannt) durch eine Spindel - früher nur hölzernes, später eisernes Gewinde - mit dem mächtigen Preßsockel zusammengezwängt. Die Spindel übt hierbei die Schraubwirkung aus. Zur Spindelpresse schreibt der oberösterreichische Experte Wilhelm Ludwig Rieß in seinem Buch "Vom Most und den Mostschädeln", daß sich diese Preßtype auf deutschem Boden in der Renaissancezeit entwickelt hat. Während die Baumpressen nur in größeren Wirtschaften standen, traf man die Spindelpressen infolge der unterschiedlichen Konstruktion - Pressen mit einer bis zu fünf Spindeln - in kleinen als auch in großen Gehöften an. Für die Preßarbeit brachte erst die um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Kettenpresse infolge des relativ leicht bedienbaren Übersetzungsgetriebes eine merkliche Erleichterung. Ab nun bewirkte die mechanische Kraft, was bisher menschliche Muskelkraft hatte leisten müssen. Die fortschreitende Technik verbesserte nach und nach die herkömmlichen Pressen. Hierzu trug die nach dem Ersten Weltkrieg beginnende Elektrifizierung des ländlichen Raumes wesentlich bei. Für die Klein- und Mittelbetriebe erzeugten die Schlossereien eiserne Spindelpressen mit Motorantrieb. In den größeren Wirtschaften verdrängten die hydraulischen Packpressen die bewährten Baum- und- Kettenpressen. Durch die modernen mit hohem atmosphärischen Druck gewinnt man bei Birnensorten rund 70 bis 80 Prozent Saft, während die Mostäpfel nicht so ergiebig sind. Dies entspricht ungefähr der bekannten Faustregel, daß 100 Kilogramm Äpfel oder 75 Kilogramm Birnen einen Eimer Most liefern, wobei sich bei den verschiedenen Obstsorten freilich Unterschiede in der Saftmenge ergeben. Würde man heutzutage das Mostmachen nur nach dem Ablauf in der Preßkammer beurteilen, könnte die Annahme entstehen, es handle sich hierbei um eine Freizeitbeschäftigung. Doch dem ist nicht so. - Selbst in unserem technisierten Zeitalter müssen jede Birne und jeder Apfel durchwegs händisch aufgeklaubt und in Zisteln und Säcke gefüllt werden. Weiters gibt es beim Mostmachen - und das schon lange vor Erntebeginn - vieles zu beachten. Die Reinhaltung aller Preßvorgänge und der dazugehörigen Gefäße ist ein wichtiges Gebot. Das gilt zuerst für die Fässer, die nach dem Leerwerden aus dem Keller transportiert, durch Herausnahme des vorderen Faßbodens geöffnet ("Faßlaufschlagn"), vom "Gläger" befreit und gründlich gewaschen werden. Sie verbleiben dann einige Wochen im Halbschatten des Hausgartens in windstiller Lage. Nach der Lufttrocknung lagern dann die Fässer bis zur Preßzeit auf dem "Faßlboden". Größere Fässer bleiben im Keller, werden an Ort und Stelle gewaschen und alle vier Wochen ausgeschwefelt. Vor dem Füllen der Fässer mit Most erfolgt eine nochmalige Reinigung. Ähnliche Waschvorgänge müssen auch bei der Presse und bei den Gefäßen und Bottichen vorgenommen werden. Kommt wieder die Herbstzeit ins Land und mit ihr die Preßzeit, dann gilt auch für die neuen Pressen der alte Sinnspruch:
"In Gottes Nam fang ich das Mostpressen an. Die Preß mit ihrer Kraft drückt heraus den Apfel- und Birnensaft." (Inschrift auf der Presse des Hauses Bruckner, St. Georgen am Ybbsfeld)