Seit der Jungsteinzeit hat man bei uns die Wildformen der Äpfel und Birnen genutzt. Getränke daraus zu pressen gelang aber sicher erst, seitdem man aus dem Mittelmeerraum - unserem kulturellen Lehrmeister - höher gezüchtete Sorten übernommen hatte. Wahrscheinlich ist die Erzeugung von Most (Obstwein) der Weinwirtschaft nachgebildet worden. Die Kelten, die auch in unser Land gekommen sind, sollen das haltbare, vergorene Getränk aus Birnen- und Apfelsaft erzeugt haben. Tatsächlich wird heute in der Bretagne, einem keltischen Rückzugsgebiet, und in der benachbarten Normandie Apfelwein erzeugt: der wunderbare, milde Cidre, teils auch zu Calvados gebrannt. Aus der Lebensbeschreibung der heiligen Radegund (587) erfahren wir, daß an den fränkischen Fürstenhöfen Obstwein getrunken wurde. Nach Leopold Schmidt hat es in Niederösterreich nachweislich seit dem frühen Mittelalter Birn- und Apfelbäume gegeben. Diese Baumarten wurden durchwegs als Träger von Mostobst kultiviert. Die Gegend zwischen dem Einzugsgebiet der Ybbs und dem Unterlauf der Enns im Bereich des einstigen Ennswaldes galt seit Jahrhunderten als das Kernland eines ertragreichen Mostobstbaues.