Marktplatz. Am baumbestandenen Marktplatz mit Schanigärten ist auch heute noch ein weitgehend geschlossenes Ensemble reich gestaffelter mehrgeschossiger Bürgerhäuser mit Erkern und Spionfensterchen, alten Kellerzugängen, Schwibbogen und großen steilen Walmdächern mit Gauben erhalten. Im Zentralort der gleichnamigen Großgemeinde mit vier Pfarren entdeckt ein kundiges Auge Stilelemente der Gotik, der Renaissance, des Barock, des Rokoko, der Biedermeierzeit sowie Gestaltungen in Stilen der Jahrhundertwende. Den Westabschluß bildet ein kleines Schloß, den Ostabschluß ein Patrizierhaus. Der Ort kann mit vorzüglichen Renovierungen aufwarten.
Der Haghof. (urkundlich seit 1384 - jedoch älter, Umbau 1709). Das zweistöckige Schlößchen mit einem Turmerker auf einer Rundsäule, Konsolsteinen, Rokoko Fensterkörben und einem Kegeldach mit Turmfahne und Halbmond war einstmals ein Adelssitz, heute ist es Sitz der Bezirksbauernkammer. Nördlich davon befanden sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Gebäude des ehemaligen Gutshofes.
Carl-Zeller-Haus. (Kern 15., 16. Jh., 1855 Umbau zum Bezirksgerichtsgebäude). Eine Bronzetafel am biedermeierlich fassadierten Haus erinnert an den weltberühmt gewordenen Komponisten des "Vogelhändlers" und des "Obersteigers", der hier 1842 als Sohn eines Arztes geboren wurde. Das Carl-Zeller-Museum bietet Besuchsmöglichkeiten mit Musikvorführungen von Anfang Mai bis Ende Oktober jeweils am 1. Sonntag des Monats von 10.00 -11.30 Uhr bzw. ganzjährig nach Vereinbarung. Auskünfte Gasthaus Wimmer, Tel. 07477/ 42327 (Donnerstag Ruhetag) bzw. Gemeindeamt.
Kunibert-Zinner-Gedenkstätte. Überblick über das Schaffen des St. Peterer Bildhauers im Erdgeschoß gegenüber dem Museum.
Haus Marktplatz 1, Protestanten- bzw. Marktrichterhaus. (Dr. Groiss). Der mächtige schloßartig wirkende Bau mit Fries und Renaissancetorbogen (1615) weist neben, einer interessanten Eingangshalle eine kunstgeschichtlich bmkw. Renaissance-Einsäulenhalle mit Stuckleistenschmuck und Blütenomamenten auf. Der ehem. protestantische Betraum ist heute ärztlicher Warteraum. Glasgemälde neben dem Renaissanceportal stellen Besitzer des Hauses dar: einen Pastor, einen Marktrichter, einen Eisen- und Glashändler und einen Arzt.
Pfarrkirche "Hl. Petrus und hl. Paulus". Die ehem. von Graben und Mauer mit hölzernem Wehrgang (Höhe 6 in) umgebene spätgotische Hallenkirche, nach 1452 entstanden, ist neben Steyr (PFK), Gaming, Scheibbs und Randegg, Weistrach (Chor) ein frühes kennzeichnendes Beispiel (Modus 1) für die Gewölbefiguration der 1443 von Hanns Puchspaum gegründeten Steyrer Bauhütte. Die bes. bmkw. Wehrkirche mit einem ausgeklügelten Verteidigungssystem ist eine österreichische Rarität. Die Stützpfeiler des Langhauses sind durch Arkaden verbunden; auf diesen und auf schmalen Mauerpfeilern des Langhauses im Dachinneren ruht die Dachkonstruktion. Längsöffnungen zwischen den Pfeilerarkaden und dem Baukörper des Langhauses in einer Breite von 40 cm ermöglichten wirksame Abwehraktionen über Fenstern und Türen; die ehern. Wehrbereitschaft wird heute noch durch Schützenstände im Dachgeschoß und 38 Schießscharten dokumentiert. Der Wasserversorgung der Verteidiger und Schutzsuchenden diente ein Brunnen im Kircheninneren. Mit dem Wasserschloß durch einen 27 in langen überdachten Pfeilergang verbunden, bildete die St. Peterer Kirche ein gemeinsames wehrhaftes Zufluchts- und Verteidigungssytem.
Weiters bmkw. sind: der bes. schön gelungene Barockhelm (1770) des gotischen Turmes und das daran befindliche monumentale Christophorus-Fresko (1.H. 16.Jh.), die reizvolle Rokoko Vorhalle (1769) und eine Anzahl von qualitätvollen Grabplatten, von denen die des „Mostritters“ Philipp Jakob von Grünthal zu Zeillern (1596) dem Mostviertelbesucher bes. anempfohlen wird. Von diesem gelehrigen Ritter stammen die urk. ersten Aufzeichnungen über die Mosterzeugung. Er gilt deswegen als "der erste Mostexperte" des Viertels. Sein "Haushaltungs-Buechl" ist im OÖ Landesarchiv in Linz aufbewahrt. Die Altarbilder "Schlüsselübergabe an Petrus" und "Immaculata" stammen von Martin Johann Schmidt (uni 1787). Der Hauptaltar, ein imposantes Werk in Marmorbraun und Gold mit Jugendstildekor, stellt den einzigen Versuch einer kirchlichen Umgestaltung in dieser Art in der Diözese St. Pölten dar.
R.-k. PFA St. Peter/Au, Hofgasse 5, Telefon 07477/42285. Gottesdienste: So 7.30, 9 und 19 Uhr.
Pfarrkirche St. Johann in Engstetten "Hl. Johannes der Täufer". Die spätgotische zweischiffige netzrippengewölbte Hallenkirche weist als Besonderheiten ein Ölbild "Madonna im Ährenkleid", eine barocke Muttergottes, ein Kremser-Schmidt-Bild „Taufe Christi", ein ausdrucksvolles Kruzifix (16. Jh.) und ein verhängtes Fresko von Lydia Roppolt auf.
Schloß St. Peter/Au. Nach einer vorzüglichen Fassadenrenovierung prangt das ehem. Wasserschloß mit seinem fünfgeschossigen zinnengekrönten Bergfried (Mauerstärke an der Basis 3,5 in) ebenso wie die Pfarrkirche in neuem Glanz. Durch ein schönes neues Gittertor in barocker Form gelangt man über eine gemauerte Brücke zum Renaissance-Eingangstor mit den Rollen der ehem. Zugbrücke. Die noch mit Wasser gefüllten Teile des Wassergrabens und der Zwinger können von der Kirchenseite her gut eingesehen werden. Die Einfahrtshalle und der dazugehörige Trakt sind Zubauten des 16. Jh. Erwähnung verdient der im linken Hallenteil befindliche Wappenepitaph des Johann Seemann von Mangern, gewidmet von seinem Bruder Wilhelm (1583). Das herrschaftliche Schloß (Kein 12. Jh., urk. 1277) wurde nach Zerstörungen (wahrscheinlich um 1500) unter Katharina und Wilhelm Seemann von Mangern in der 2. H. d. 16. Jh. wiedererrichtet und erweitert. Den Arkadengang ließ Katharina Gräfin von Losenstein (geb. Seemann) 1621 errichten. Erhalten geblieben sind ein prächtiger barocker Kachelofen (1680) und eine Anzahl von Bildern von Herrschaftsinhabern u.a. Personen. Von 1682-1845 waren Schloß und Herrschaft im Besitz der Reichsgrafen - zuletzt eines Reichsfürsten - von Windischgrätz. Das Geschlecht der Grafen von Segúr und Cabanac (Schloß- und Gutsinhaber von 1851-1949) stammte aus Frankreich. Heute ist das Schloß Privatbesitz.